Menju – Produzent und Engineer auf der Erfolgsspur
In der deutschen Musikszene ist Menju eine feste Größe. Mit seiner Arbeit als Produzent und Engineer blickt er auf über 10 Nummer-Eins-Platzierungen und 50 Gold-, Platin- und Diamant-Auszeichnungen. In den vergangenen Jahren arbeitete er mit Künstlern wie RAF Camora, Bonez MC, Kool Savas, Dhurata Dora, Dardan, Hava, Bausa, Monet und Faroon zusammen. Daneben ist Menju auch vermehrt im europäischen Ausland aktiv und holte sich letztes Jahr mit RACK und Oge etwa eine diamantene Schallplatte in Griechenland. Neben seiner Arbeit mit Künstlern schreibt und produziert Menju erfolgreich Musik für den Corporate und Werbebereich. So gewann er etwa 2020 den Cannes Corporate Media & TV Award im Bereich Sounddesign. Wir haben uns mit Menju in seinem Studio bei Stuttgart getroffen und über eines seiner aktuellen Projekte, den Mix von „All Night“ von RAF Camora feat. Luciano gesprochen.
„All Night“ feat. Luciano ist die erste Single-Auskopplung aus RAF Camoras 15. Studioalbum „XV“, welches am 23. Juni 2023 erscheinen soll. Der Song stieg direkt auf Platz 1 der deutschen Single Charts und konnte in den ersten 24 Stunden bereits über zwei Millionen Streams auf Spotify knacken. Der treibende Beat mit Dance Rhythm und Vocal Sample wurde von Beataura, The Royals, The Cratez und RAF Camora selbst produziert.
Der Mixing-Workflow von Menju
Menju arbeitet seit vielen Jahren mit Cubase Pro von Steinberg und mischt mittlerweile ausschließlich im Rechner. Die Mixing Session von „All Night“ umfasst 80 Spuren und 24 Busse, etwas mehr als die Hälfte davon machen die Beatspuren aus. Die Vocals von Luciano wurden von Yunus "Kingsize" Cimen vorgemischt angeliefert. Menju hat beim Mixing eine klar strukturierte Vorgehensweise:
"Ich lade immer zuerst den Beat rein, stell die BPM ein und sortiere dann die Spuren. Dann mache ich ein grobes Editing, schneide etwa Knackser weg und mische dann den Beat dann schon einmal vor. Das Wichtigste beim Mixing ist auf jeden Fall das Leveling. Die Verhältnisse der verschiedenen Elemente anzupassen, das ist eigentlich Mixing für mich“.
Nach dem alle Spuren eingepegelt wurden, werden einzelne Sounds nach Bedarf mit EQ und weiteren Plug-ins an ihren Platz gebracht.
„Der erste Schritt ist eigentlich immer, die Snare in den Griff zu kriegen. Gerade wenn die Snare extrem mittenlastig ist, sticht sie oft zu sehr hervor. Deswegen schau ich immer, dass erst einmal die Snare schön im Mix klingt und arbeite mich dann von dort an vor.“
Im Fall von „All Night“ waren nur ein paar leichte EQ-Eingriffe an der Snare nötig.
Vocals
Obwohl Menju seit einiger Zeit den Großteil von RAF Camoras Vocals abmischt, hat er keine Standard Plug-in-Chain, sondern baut diese immer angepasst an das Ausgangsmaterial und die Anforderungen des Songs neu auf. Einige Plug-ins finden sich natürlich immer wieder in der Chain. Hier kommen keine Geheimwaffen zum Einsatz, sondern Standard-Tools wie Kompressoren und De-Esser von Waves, ein wenig Sättigung und der mitgelieferte EQ von Steinberg Cubase.
Um ein einheitliches Soundbild zu bekommen, musste Menju zudem die von Kingsize vorgemischten Vocals von Luciano an den Vocal-Sound von RAF anpassen.
„RAF mag seine Vocals etwas Bass lastiger. Ich hab hier bei RAF etwas weniger Bass in den Vocals und bei Luciano etwas mehr, um die beiden Vocals aneinander anzugleichen.“
Den Hallraum auf den Vocals hat Menju mit zwei Sendeffekten gebaut. Und zwar nicht mit einem Reverb-Plugin sondern mit Replika XT, einem Delay-Plug-in von Native Instruments.
„Ich habe einmal das Preset ‚Soft Clouds‘ und einmal ,Vox Angelis‘ als Ausgangspunkt verwendet, die diesen atmosphärischen Klang und den Raum im Song erzeugen.“
Allerdings gehen in diese Räume nur die Vocalspuren. Alle Räume auf den Beatspuren werden durch separate Sendkanäle erzeugt und dann mit wesentlich kürzeren Hallräumen belegt.
Spezielle Kreativ-Effekte
Gerade durch seinem Background als Sounddesigner ist Menju der kreative und gut platzierte Einsatz von Effekten besonders wichtig. Für die Delay Throws bei „All Night“ benutzte er H-Delay von Waves und Revelation von Cubase. Bevor es in die Effekt-Plugins geht, wird ein De-esser eingesetzt und im Anschluss mit dem LFO-Tool ein Side-Chain-Effekt erzeugt. Am Ende werdennoch Höhen und Tiefen abgeschnitten, was in der Summe zu einem sehr interessanten Echo-Effekt führt.
Die fertig gemischten Spuren gingen als Stems an Mastering-Engineer Lex Barkey. Ein Grund weshalb Menju keine Summenbearbeitung beim Mixing vornimmt und nur ab und zu seine Pre-Master Chain anschaltet, um zu checken, ob sein Mix das Mastering unbeschadet überstehen wird.
Wir bedanken uns bei Menju für seine Zeit und hoffen, ihr konntet ein bisschen Input für eure eigenen Produktionen und Mixe mitnehmen.
Menju wird auch dieses Jahr wieder als Speaker auf der Beatcon – Hiphop Producers Conference am Start sein. Sichert euch jetzt euer Ticket!
Mixing-Tutorials von Menju findet ihr auch auf dem YouTube-Kanal von The Producer Network.